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Deutschland Coronavirus im Winter

Virologin erwartet keine Überlastung der Krankenhäuser

„Wir werden die Lage im Griff haben, aber wir müssen vorsichtig sein“

Der Bundestag hat die Änderung des Infektionsschutzgesetzes abgesegnet. Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist überzeugt davon, dass Deutschland damit besser in den Herbst hineingehen wird als im letzten Jahr. Lockdowns schließt er aus: „Wir werden nicht darauf angewiesen sein.“

Quelle: WELT

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Die Virologin Ulrike Protzer geht nicht von heftigen Coronaausbrüchen im Winter aus, denn das Immunsystem vieler Menschen sei jetzt schon vorbereitet. Sie befürchtet allerdings eine andere Krankheitswelle. Dem gegenüber rechnet Virologe Drosten mit einer „starken Corona-Welle“ noch vor Dezember.

Die Münchner Virologin Ulrike Protzer erwartet keine Überlastung der Krankenhäuser in einer möglichen Corona-Winterwelle. „Wir haben durch die Impfungen und durch die durchgemachten Infektionen eine sehr gute Immunlage aufgebaut“, sagte die Medizinerin der TU München der „Augsburger Allgemeinen“.

In einigen Wochen werde man zwar mit einem Anstieg bei Atemwegserkrankungen, darunter auch Corona, rechnen müssen. Aber: „Unser Immunsystem ist viel besser vorbereitet als in den letzten zwei Jahren.“ Deshalb erwarte sie nicht, dass es zu einem massiven Anstieg der Krankenhausaufnahmen wegen Covid-19 komme.

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Die Corona-Impfungen nannte die Medizinerin einen echten „Gamechanger“, habe also das ganze Spiel verändert. Vor den Impfungen habe Corona gerade bei älteren Menschen schwere, teils dramatische Verläufe verursacht. „Seit ein Großteil dreifach geimpft ist, ist das komplett anders.“

Dagegen müsse man eine verstärkte Grippewelle durchaus befürchten, sagte Protzer. „Da hatten wir durch das konsequente Maskentragen in den vergangenen zwei Jahren sehr wenige Fälle, aber das wird uns dieses Jahr wieder treffen.“

Drosten rechnet mit „starker“ Corona-Welle noch vor Dezember

Die Experten geben sehr unterschiedliche Prognosen zum Corona-Geschehen im Herbst und Winter in Deutschland. Vor wenigen Tagen noch hatte der Virologe Christian Drosten gesagt, er rechne mit einer „starken Inzidenzwelle“ von Corona-Infektionen „noch vor Dezember“. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hingegen geht von einer „mittelschweren“ Herbstwelle aus.

Drosten, Direktor der Virologie am Berliner Universitätsklinikum Charité, sagte der „Süddeutschen Zeitung“, neue Virusvarianten sorgten immer noch für viele neue Krankheitsfälle. Selbst bei leichten Krankheitsverläufen werde dies wahrscheinlich zu erheblichen Arbeitsausfällen führen. „Infizierte kommen vielleicht nicht ins Krankenhaus, aber sehr viele sind eine Woche krank. Wenn es zu viele auf einmal sind, wird es zum Problem“, so Drosten.

Drosten wies auf Indizien dafür hin, dass der Schutz vor Weiterübertragung bei einer Infektion mit Omikron nicht lange anhält. „Ein Infizierter, dessen letzte Infektion länger als drei Monate zurückliegt, trägt genauso viel Virus im Rachen und kann deshalb wahrscheinlich genauso viele andere infizieren wie jemand, der noch nie infiziert war.“ Das gelte auch für Geimpfte.

Wichtig werde sein, dass die Politik die Situation genau beobachte, sagte Drosten. „Bevor so viele krank werden, dass man nichts mehr einkaufen kann, dass die Krankenhäuser nicht mehr funktionieren oder kein Polizeibeamter auf der Wache sitzt, muss man Maßnahmen ergreifen.“ Er forderte die Politik auf, schon jetzt auf einen Konsens hinzuarbeiten, „bei welchen Signalen man wie handeln will“.

Lauterbach rechnet mit mittelschwerer Welle

Bundesgesundheitsminister Lauterbach zeigte sich in der „Rheinischen Post“ zuversichtlich, dass die Regierung „auf alle Szenarien sehr gut vorbereitet“ ist. „Wir werden die Corona-Welle in diesem Jahr im Griff behalten.“ Lauterbach sieht für den Herbst derzeit keine Corona-Lockdowns auf Deutschland zukommen. „Lockdowns sind nicht mehr vertretbar. Es sei denn, wir kämen zurück in die pandemische Lage. Die Gefahr sehe ich aber nicht“, sagte Lauterbach.

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Zu dem vom Bundestag verabschiedeten Infektionsschutzgesetz sagte Lauterbach: „Mehr an Maßnahmen hätte auch ich nicht gewollt. Denn mehr hätten wir bei der Bevölkerung auch nicht durchsetzen können.“ Auch Schließungen von Schulen oder des Gastgewerbes brauche es nicht mehr und habe er für diesen Herbst „auch niemals gefordert“.

Drosten hingegen forderte bessere Vorkehrungen der Politik, etwa eine erneute Maskenpflicht in Innenräumen. Außerdem müsse die Politik für die Sammlung von Daten sorgen, auf deren Grundlage schnell Maßnahmen zur Eindämmung von Corona-Wellen beschlossen werden könnten, forderte er. Der Wirtschaft riet Drosten in der „SZ“, sich mit Stellvertreterregelungen und Team-Bildung auf eine Krankheitswelle vorzubereiten. „Ich gehe auch davon aus, dass es durchaus auch Firmen geben wird, die mal für zwei Wochen schließen müssen“, sagte der Virologe.

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dpa/coh

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