WELT: Beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und auch beim Bundesgesundheitsministerium spricht man von gerade einmal 0,02 Prozent schweren Impfnebenwirkungen. Wie kann es sein, dass Sie nun auf eine fast zehnfach erhöhte Gefahr kommen? Was haben Sie anders gemacht als die Forscher der Zulassungsstudien vor zwei Jahren?
Doshi: Unsere Re-Analyse beruht auf den Daten der klinischen Phase-III-Studie, die Pfizer und Moderna für die Beantragung der Eilzulassung vorgelegt haben. Unsere Auswertung unterscheidet sich von denen der Hersteller und der FDA bei den Kriterien „vollständig geimpft“ und beim Beobachtungszeitraum. Wir beziehen uns nur auf Probanden, die zweimal geimpft wurden und haben die Beobachtungszeit auf mindestens zwei Monate nach der zweiten Dosis erweitert. Die Hersteller haben auch jene Probanden gezählt, die nur eine Dosis erhalten hatten. Damit vergrößert sich die Zahl der Teilnehmer und führt zu einem rechnerisch verminderten Nebenwirkungsrisiko.
WELT: Eine Voraussetzung für die Studien sollte die „doppelblinde“ Durchführung sein. Weder der Teilnehmer noch der Impfarzt sollte wissen, ob in der Spritze das Placebo oder das Präparat aufgezogen ist. Sie halten es für einen bedeutenden Verfahrensfehler, dass ein Großteil der Probanden „entblindet“ worden war.
Doshi: Das hatten die Unternehmen rasch angekündigt. Und die FDA nahm das hin.